Sichtbare und unsichtbare Strahlen
Das Licht teilt sich in sichtbare und unsichtbare Strahlen. Die uns sichtbaren Strahlen sind wohl der kleinere Teil der im All vorhandenen Lichtsubstanz und Strahlkraft. Das sichtbare Licht ist das, was uns von Gott sichtbar ist. Die unsichtbaren Lichtstufen müssen erst innerlich erreicht werden (Heiligung), ehe sie äußerlich erlebt werden können (Herrlichkeit). Vielleicht ist Finsternis weniger ein Zustand des Mangels an Licht als vielmehr ein Existieren in Licht, das dem Geschöpf unsichtbar, weil noch unbewusst ist. Wir müssen die beiden Bibelworte zusammenstellen: „Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis" (1. Joh. 1, 5) und: „Gott sind alle seine Werke bewusst von der Welt her" (Apg. 15, 18). Licht und Bewusstsein gehören untrennbar zusammen, und auf diesem Wege ist Licht gleich Leben. „Das Leben war das Licht der Menschen" (Joh. 1, 4).
In dem Maße, in dem also das Lichtsbewusstsein oder die Licht-Aufnahme-Fähigkeit erlischt, ist Finsternis und Schatten des Todes da. Deswegen ist Erkenntnislicht so entscheidend wichtig zum Leben, und Mangel an Erkenntnis richtet das Volk zugrunde.
Gott trennte das Licht von der Finsternis. Trennung heißt Scheidung oder Gericht. Licht ist also etwas, was das Gericht, die Scheidung von der Finsternis, immer schon hinter sich hat, sonst wäre es kein Licht, sondern die Finsternis hätte es ergriffen. Die Scheidung ist unwiderruflich, das Licht kann nicht mehr von der Finsternis ergriffen werden, soviel es auch in der Finsternis immer wieder scheint. Licht ist also sichtbar gewordene Scheidung von Finsternis oder leuchtendes Gerichtsergebnis. Wo sich ein Mensch von der Finsternis abwendet, was voraussetzt, dass er sie zuvor erkannt hat, ist er durch einen Gerichtsprozess gegangen und dadurch Licht geworden, auf irgendeiner Stufe.
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