Breite, Länge, Tiefe, Höhe
Mitten im Epheserbrief, mitten in einem besonders ehrfürchtigen und inspirierten Anbetungs-Gebet des Apostels Paulus stoßen wir plötzlich auf den Wunsch, dass die Gläubigen und Heiligen erfassen möchten, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe sei. Man fragt dabei unwillkürlich: von was denn? Diese Maßangaben müssen och einem Objekt gelten. Aus dem Zusammenhang gellt dann auch hervor, dass es sich um die Liebe handelt. Die Companion-Bible liest daher diesen Vers so: „Auf dass ihr völlig zu erfassen vermöget mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe der Liebe ist, nämlich der Liebe Gottes in Christus. "Und sie erklärt weiter: „Diese Liebe ist in der Breite grenzenlos, in der Länge endlos, in der Tiefe grundlos, unauslotbar, in der Höhe unmessbar."
Das ist zweifellos richtig und größter Trost und Erbauung für uns Menschen. Aber es muss doch noch etwas mehr und genaueres zu bedeuten haben, wenn da gerade vier Maße angegeben werden, die vier Dimensionen entsprechen. Der erbauliche Trostzweck wäre an sich Ja auch erreicht worden, wenn der Heilige Geist etwa geschrieben hätte: auf dass ihr völlig zu erfassen vermöget mit allen Heiligen, wie unerschöpflich (oder unermesslich) die Liebe Gottes ist. Das tat er hier aber nicht. In 1 .Kor.13 lesen wir aber, dass die Liebe nimmer aufhört und in Röm. 11, 33, dass Seine Wege unerforschlich seien, sondern er gab vier Messrichtungen an. Das vom Himmel herabkommende neue Jerusalem wird noch dreidimensional ausgemessen nach Länge, Breite und Höhe (Offb. 21, 16), obwohl es Ja für uns schon unbegreiflich ist, wie eine Riesenstadt ebenso hoch sein kann wie breit und lang, denn das ist nicht durch „Wolkenkratzer" zu erklären. Es handelt sich wohl um ein über einander wohnen in Sphären. Aber hier werden vier Grundrichtungen angegeben, von denen uns besonders Höhe und Tiefe fesseln. In unserem heutigen dreidimensionalen Raum-Erleben ist Höhe und Tiefe gleich, eben die dritte Dimension. Es können für uns nur drei Senkrechte auf einem Punkt stehen, die dritte ist eben entweder die Höhe oder die Tiefe, meist sagt man bezeichnenderweise Höhe zu ihr.
Hier werden uns aber Höhe und Tiefe als zwei zweifellos voneinander grundsätzlich verschiedene Ausdehnungen vorgestellt. So wie Länge anders ist als Breite, so ist Höhe etwas anderes als Tiefe. Es ist wichtig, dass wir uns das klarmachen, denn für unser natürliches Erkennen und Gefühl ist Tiefe nur eine geradlinige Verlängerung der Höhe nach unten, und Höhe ist nur eine geradlinige Verlängerung der Tiefe nach oben. Höhe und Tiefe sind aber nicht wesensverwandt oder gar identisch, sondern wesensverschieden, nicht nur voneinander getrennt durch die Ebene von Länge und Breite. Wenn man die Tiefe, in der wir leben, geradlinig verlängert, dann kommen die zwei Milliarden Lichtjahre und alle die anderen kräftigen Irrtümer und Konstruktionen der Astronomie heraus. Wenn wir jedoch erkennen, dass zwischen Höhe und Tiefe eine gewaltige Wesensverschiedenheit besteht, dass die i lohe als vierte Senkrechte auf dem Punkt steht, aber uns noch unsichtbar und unbegreiflich, dann merken wir, dass der Apostel Paulus den Heiligen hier vierdimensionales Ewigkeitsdenken lehren will.
Es steht bezeichnenderweise nicht da, dass wir die Breite, Länge, Tiefe und Höhe der Liebe erkennen sollen, obwohl der Zusammenhang diese Ergänzung nahe legt. Es steht deswegen nicht da, weil wir im geistlichen Wachstum ganz von selbst an einen Punkt gelangen, an dem uns buchstäblich die vierte Dimension erkenntnismässig aufgeht. Mit ändern Worten: wir vermögen geistlich zu richten, wo wir früher nur seelischnatürlich, d.h. dreidimensional, zu richten und zu sehen vermochten (1. Kor. 2, 14). Geistlich richten heißt, mit der unsichtbaren Wirklichkeit dauernd rechnen, ihr die Sichtbarkeit unterzuordnen. Der Glaube ist das Organ dazu, aber er muss erst heranwachsen, bis die Liebe Gottes ausgegossen wird in unser Herz durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Mit der Liebe Gottes haben wir die vier Dimensionen in uns und können uns damit im Geist im vierdimensionalen Weltall bewegen, vorher nicht.
Das ist die große Schriftwahrheit, dass man erst erkennen kann, wenn man zuvor selbst erkannt ist (1. Kor. 8, 3). Erst müssen wir dreidimensionale Wesen vierdimensional erkannt, d.h. wesensmäßig berührt und umgewandelt sein, dann erst können wir erkennen oder erfassen was Breite, Länge, Tiefe und Höhe sind. Nicht nur die Ausdehnungen der opfernden und rettenden Liebe Gottes in Christus erfassen wir dann, sondern auch die Wahrheit, dass das ganze Weltall eine Liebesäußerung Gottes ist, eine Liebes-Schöpfung oder Liebes-Ausdehnung, daher einen Liebeszweck hat und auf das Liebesziel hin eine Liebesentwicklung durchmacht. Vier Raumdimensionen sind dazu notwendig zu diesem Erkennen. Sie genügen, sonst würde uns der Heilige Geist in dieser Epheserstelle durch Paulus noch mehr nennen. Anfänglich ist dieses Erfassen bei jedem Gläubigen da, aber um völlig erkennen zu können, muss unser innerer Mensch erst erstarken durch Geisteszufluss, bis ihm zum Bewusstsein kommt, dass der Christus durch den Glauben in unserem Herzen wohnt.
Hier ist ein interessanter Wachstumsprozess des inneren Lebens gezeichnet. Der innere Mensch ist der geistleibliche Mensch in uns, die Neuschöpfung. Sie ist zunächst klein und wächst durch Geisteszuflüsse aus dem Wort Gottes. Wenn sie eine gewisse Reife erreicht hat, erkennen wir, dass dieser innere Mensch in uns nichts anderes ist, als Christus selbst in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit, vorher nannten wir es nur den Glauben oder das geistliche Leben in uns. Sobald aber das innere Leben eine Gestalt gewonnen hat, so dass wir in ihr Christus erkennen, sind wir auch fähig, vier Dimensionen zu erkennen. Vorher nicht. Wenn wir diese biblischen Vorbedingungen für das Erfassen der vier Dimensionen des Weltalls der Liebe Gottes hören, dann wundern uns die Riesenfehler der Wissenschaftler nicht mehr, denn sie bringen Ja zu ihren Beobachtungen nur eine Verstandesausbildung, aber keinen anfänglichen inneren Menschen im Glauben, geschweige denn einen herangewachsenen geistlichen inwendigen Menschen mit.
Unsere biblischen Darlegungen können aus dem gleichen Grunde nur denen fasslich sein, die Christus durch den Glauben in ihren Herzen wohnend wissen.
Wir sondern schon oben die Höhe als etwas Besonderes, eben als die vierte Dimension, ab von den drei ändern: Breite, Länge und Tiefe, die uns von Natur aus bekannt sind. Diese Zusammensetzung: drei und eins, wiederholt sich auch sonst: Wir haben vier Evangelien, drei davon sind ähnlich, eines, das Johannesevangelium, hat einen besonderen Charakter, eine Höhenrichtung, es bringt den Sohn Gottes. Wir haben vier Himmelsrichtungen, darunter der Osten, von dem das Licht aufsteigt. Von Natur aus bewegen wir uns auf der Ebene, d.h. waagrecht oder horizontal. Wir Menschen gehen hin und her in der Menge unserer Wege (Jes. 57, 10). Die Bewegung in vertikaler Richtung ist viel seltener und stets eng begrenzt, dagegen ist die Bewegung auf der Waagrechten nach Breite und Lange praktisch unbeschrankt und unbegrenzt. Die Weite der Erde und ihrer Meere durchziehen wir. Aber das befriedigt den Menschen nicht. Er bohrt auch in die Tiefe und strebt auch nach der Höhe. Die bekannte Sehnsucht in die Weite, das Fernweh, ist nur der dürftige Ersatz für die Sehnsucht in die Höhe oder das Heimweh nach oben.
So leicht die Bewegung in Breite und Länge geht, so schwer wird es aber, sobald wir nach unten oder nach oben uns bewegen wollen. So hoch die Berge reichen, steigen die Menschen sie auch hinauf in einem ihnen unerklärlichen Drang nach oben, die Fläche des Erdkreises von oben her schauen zu können. Der Psalmist hebt seine Augen auf zu den Bergen (PS.121). Er erwartet die Hilfe längst nicht mehr von der Weite, von der Horizontalbewegung, sondern nur noch von der Höhenbewegung, von oben her. Der moderne Mensch mit seiner immer intensiverwerdenden Selbsterlösungsreligion, die Wissenschaft und Technik heißt, mit seinem Turmbau zu Babel in dieser Endzeit, dringt schon in ziemlich große Höhen vor, bis in die Stratosphäre mit Flugzeugen und Geschossen und Ballonen. Doch wird gerade dem technischen Menschen die Besonderheit der Höhe bewusst, denn es braucht lärmende, teure Maschinen höchster Kraftentfaltung dazu, um nur wenige Kilometer hochzukommen. Sobald das Teufelsöl aus den Tiefen der Erde erschöpft ist, sinkt der Mensch mitsamt seinen Maschinen wieder herab auf seine irdische Ebene und ihre Breite und Länge, an die er seit dem Sündenfall gefesselt ist.
Um sich das zu erklären, erfanden die Medizinmänner der Verstandesreligion, die man Wissenschaft heißt, den Mythos der Erdanziehung. Die Erde ist in ihrer Vorstellung und Lehre eine große massive Kugel aus Stein und Erde und Wasser, im Innern mit einem noch glutflüssigen Metallkern. Eine solche Riesenkugel, die dazu noch schnell rotiert, müsse eine Anziehungskraft ausüben, die stärker sei als die Fliehkraft, die ebenfalls vorhanden sei. Sonne, Mond und die übrigen Planeten besitzen ebenfalls diese geheimnisvolle Anziehungskraft, weil sie ja ebenfalls- große oder noch viel größere Kugeln sind und die Stärke dieser Anziehungskraft mit der Masse zusammenhängt. Die Anziehungskraft der großen Sonne ist schuld daran, dass die Planeten, darunter angeblich unsere Erde, nicht aus ihren Bahnen springen, sondern hübsch um die Sonne kreisen. Wenn die Raketen schnei! genug sind, können sie diese Anziehungs- oder Schwerkraft überwinden und ins leere Weltall hinausfahren bis zu einem Punkt, an dem die Anziehungskraft der Erde praktisch gleich null ist. Dann würden diese Raketen in der Leere schweben und eben wie der Mond die Erde umkreisen.
Man baut heute solche künstlicher Monde in Ost und West und will sie als Raumstation auf künftigen Fahrten zu den Planeten benutzen. Es gibt schon überall Raumforschungsgesellschaften, deren Mediziner sich eingehend mit der Fähigkeit des menschlichen Körpers, eine Raumfahrt zu ertragen, befassen. In den Zeitungen flackert immer wieder die Hoffnung auf, dass es in wenigen Jahren soweit sein werde.
Professor Piccard, der einer der kühnsten Tiefseetaucher und Ballonhöhen-Flieger hat bereits 1955 ausgesprochen, was es ist um die Höhe ist. Sie ist nicht nur eine gerade Verlängerung nach oben, so wie wir nach Breite und Länge beliebig verlängern können, sie ist auch nicht nur die Überwindung der sogenannten Schwerkraft durch große Schnelligkeit, sondern Höhe ist eine vierte Dimension, und Raumfahrt heißt in eine höhere Lebensform vorzustoßen in Leibern von Fleisch und Blut und von nur dreidimensionalem Existenzvermögen. Sie wollen das Reich Gottes erben in Fleisch und Blut, ohne vorher gestorben und neugeboren zu sein, der uralte Menschheitstraum. Und damit wollen sie Gott versuchen. Prof. Piccard hat durch seine praktischen Höhenfahrten und Tiefenfahrten und die dabei überstandenen Gefahren und wohl auch durch Gottesfurcht und Glaube eine starke Ahnung von dem, was in der Höhe über der Erde alles sein könnte. Er wird recht behalten mit seinen Warnungen. Wenn man nur an den gewaltigen elektrischen Feuergürtel denkt, der über der Stratosphäre als „kreisendes Schwert der Cherubim" (1 .Mose 3, 24) die Lufthülle der Erde vom Beginn der Himmelswelten trennt! Das Wort in Sprüche 25, 3: „Der Himmel an Höhe und die Erde an Tiefe und das Herz der Könige sind unerforschlich" bleibt bestellen. Es will natürlich nicht sagen, dass der Himmel und die Erde beide unendlich seien, sondern dass wir Menschen nie die Höhe und die Tiefe werden durch Erfahrung und Augenschein erforschen können, so wie wir die Lange und Breite der Erde erforschen können.
Tiefe heißt im griechischen Grundtext bathos, Höhe hypsos. Beide sind richtungsmäßig einander entgegengesetzt, was ihre totale wesensmäßige Verschiedenheit anzeigt. Sowie es ohne Breite keine Länge gibt (und umgekehrt), so gibt es auch ohne Tiefe keine Höhe und umgekehrt. Wenigstens von uns aus gesehen. Das Begreifen setzt in jedem Fall Reife voraus. Das Kind begreift oder erfasst noch nicht so viel wie der Erwachsene. Wenn wir dazu kommen, nicht nur die Breite und Länge, sondern auch die Tiefe und Höhe der Offenbarung Gottes zu begreifen, dann ist das ein Beweis für ein fortgeschrittenes Wachstum. Wer begreifen kann, dass die Tiefen in unserem Leben der notwendige Gegenpol für die Höhen sind, dass die Höhe erst in Buße und Beugung und Demut als Tiefe erlebt und erkannt werden muss, der hat die Vertikalbewegung der Liebe Gottes erfasst. „Willst du die Höllenfahrt ins eigene Herz nicht wagen, nie wird die Himmelfahrt in Gottes Herz dich tragen."
Tiefe ist vom Anfang der Schrift an mit Finsternis verbunden oder „bedeckt". Dazu ist die Tiefe ein Wesen. Nach Hiob 28, 4 spricht sie (von der Weisheit): „Sie ist nicht in mir, und das Meer spricht, sie ist nicht bei mir." In Hab. 3, 10: „Die Tiefe ließ ihre Stimme erschallen, zur Höhe erhob sie ihre Hände." In Spr. 3, 20: „Durch seine Erkenntnis sind hervorgebrochen die Tiefen..." Diese Tiefe oder Tiefen bedeuten eigentlich im Hebräischen eine tiefe rauschende Wassermenge. Wasser ist ja immer ein Zeichen von bewegtem Leben auf einer gewissen Stufe. Wir lesen von der Tiefe des Meeres, von den Tiefen Gottes, den Tiefen Satans, der Tiefe des Reichtums. All das weist uns daraufhin, dass Tiefe etwas Lebendiges ist, das hören kann, das reden kann, das Hände auflieben kann zur Höhe und so in Beziehung treten kann zu seinem Gegenpol, eben der Höhe. Es gab eine Zeit, da die Tiefen noch nicht waren, damals war schon die Weisheit geboren (Spr. 8, 24).Jona war in der Tiefe, im Herz der Meere (Jona 2, 4). Aus dieser Tiefe schreit auch der Psalmist oft zu Gott empor.
Der Herr Jesus selbst ist dann hinabgefahren in die Tiefe, die in Eph. 4, 10 bezeichnenderweise „die unteren Teile der Erde" (oder: unter der Erde) genannt wird. Tiefe gehört seit l .Mose 1, 2ff zur Erde! Denn das Meer und seine Tiefe ist ja auch auf und unter der Erde. Höhe ist über der Erde- Diese Folgerungen sind überaus wichtig. Höhe und Tiefe gehören zu dem dreistöckigen Weltall der Bibel, zu dem Untereinander und Übereinander der göttlichen Ordnung im Weltall. Tiefe ist im Koordinatensystem des Mathematikers die Richtung der negativen Vorzeichen, Höhe die der positiven. „Alles, was Jehova wohlgefällt, tut er in den Himmeln und auf der Erde, in den Meeren und in allen Tiefen" (PS. 135,6). „...es erzitterten die Tiefen" (PS.77,16).
Tiefe gehört zum Fall, zum Urfall, wie wir aus 1. Mose 1, 2 entnehmen können Wenn die Höhe in die Tiefe hineinwirkt, dann macht sich das zuerst als Licht bemerkbar, das die Scheidung oder das Gericht einleitet. „Es werde Licht!" Höhe ist nicht nur der Tiefe direkt entgegengesetzt, sie ist der Raum, in dem das Heiligtum ist und der Thron Gottes, wo Gott wohnt, denn er wohnt nach Jes. 57, 15 und anderen Stellen in der Höhe. in der Tiefe ist Gott zwar auch, aber er wohnt dort nicht. Die Majestät ist in der Höhe (Hebr. 1, 3). Auch die Höhe ist ein Wesen, das aktiv werden kann. Nach Röm. 8, 39 kann weder Höhe noch Tiefe noch irgend ein anderes Geschöpf (Gottes) uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn. Das Heer der Höhe wird einmal heimgesucht werden Jes. 24, 21).
Im kopernikanisch-wissenschaftlichen dreidimensionalen Unendlichkeits-Weltall haben die vier Richtungen oder Dimensionen Breite, Länge, Höhe und Tiefe keinen Sinn, es geht endlos nach allen Seiten und Richtungen. Was soll man hier erfassen oder begreifen? Seine Verteidiger werden vielleicht sagen: Nun ja, begreift eben, dass Gottes Liebe unendlich ist wie unser Weltall. Das ist erbaulich stets wertvoll. Fs steht zwar in der Schrift: Die Liebe höret nimmer auf (wörtlich: 'Die Liebe wird niemals hinfällig'). Das ist zeitlich, nicht räumlich! Sie ist immer da an ihrem Platz. Aber der Zorn Gottes ist auch da an seinem Platz, und so haben wir schon Höhe und Tiefe. Gottes Liebe ist geordnet und gegliedert, sie hat Tiefe und Höhe, Länge und Breite, das sind verschiedene Offenbarungsarten und Erlebnismöglichkeiten der Liebe Gottes für die Geschöpfe Gottes. Diese sollen wir eben gerade unterscheiden und begreifen lernen. Tiefe ist Liebe Gottes im Gericht, Höhe ist Liebe Gottes in der Gnade, in Friede und Freude, Breite und Länge ist Liebe Gottes im Gesetz, in Geduld und Langmut, in der Zeit ohne und unter dem Gesetz, da Gott harrte und Geduld hatte... (1. Petr. 3, 20; Röm. 3, 25).
Für alle Menschen ist die Höhe oben, über ihnen, über der Erde, die Tiefe unten, unter ihnen auf und unter der Erde. Dann wäre aber auf einer Erdkugel für uns hier diejenige Richtung Tiefe, die für die Menschen auf der ändern Seite der „Erdkugel" Höhenrichtung wäre! Höhe ist keine relative Richtung, sondern eine absolute, überall gleiche Richtung nach oben. Tiefe ebenso nach unten, Höhe ist die Richtung ins Zentrum, nach oben und zugleich nach innen. Denn wo oben ist, da ist zugleich innen. Und wo innen ist, da ist zugleich oben. Beweise? Wer will und kann das widerlegen? Der Herr wohnt in der Höhe und beim zerschlagenen, gebeugten Geist, d.h. also im Innersten, im Zentrum der aus den drei konzentrischen Welten Leib, Seele, Geist bestehenden Menschen-Persönlichkeit! Nach innen geht es also beim Menschen in die Höhe und nach außen in die Tiefe. Und auch im All geht es in die Höhe immer auch nach innen! Und in die Tiefe auch nach außen, vom Mittelpunkt weg! Wenn der Mensch sich nach oben zu entwickeln will, muss er sich dazu verinnerlichen. Tiefe ist die Richtung vom Zentrum und damit von der Höhe weg, nach unten und damit nach außen. Länge und Breite ist die Bewegung in stets dem gleichen Abstand vom Zentrum ums Zentrum her.
Diese Bewegung auf der Kreislinie um einen Mittelpunkt her ist von Natur aus die Existenz-Ebene, die Breite und Länge der Seele im Leib. Ihr und damit unser Element ist die kreisende Bewegung, der Blutkreislauf, denn die Seele ist im Blut (5. Mose 12, 23). Die Bewegung des Geistes dagegen ist die senkrecht zur Horizontalen, zur Breite und Länge laufende Vertikal- oder Auf- und Ab- Bewegung.
Gott ist Geist, und der Herr ist der Geist (Joh. 4, 24). Er kam herab auf die Erde und stieg in die unteren Örter der Erde und stieg auch wieder hinauf über alle Himmel. Er war der vom Geist gezeugte Menschensohn, der den Geist ohne Maß hatte. Daher auch die gewaltige Steigfähigkeit. Höhen und Himmelfahrt setzt Geistesherrschaft voraus! Diese aber Führt zunächst in „Leidenstiefen"! Wo der Geist fehlt oder wo er nicht die Herrschaft hat, da gibt es nur immer seelische Kreisläufe, es geht nur immer in die Weite einer Fläche oder einer Sache nach Breite und Länge. Unter dem Gesetz kann es nur immer eine geradlinige Besserung auf der stets gleichen Ebene geben. Man kann dabei die Sünde, d.h. die Tiefe, erkennen lernen, denn die Tiefe gehört auch zu der Erde. Aber in die Höhe Führt nur die Kraft, die von der Höhe herabkommt, d.h. der Geist Gottes.
Länge und Breite, das ist die Bewegung immer mit dem gleichen Abstand vom Mittelpunkt, das sind die Wege, in denen das natürliche Ich wandeln kann, aber in die Höhe Führt der natürliche Weg des Menschen nicht mehr, seit die Cherubim den Weg zum Baum des Lebens (das ist der Höllenweg) bewachen mit der Flamme des blinkenden Schwertes (1 .Mo.3,24). Und seitdem vollends alles Fleisch seinen Weg verderbt hatte auf Erden, da wurde auch die Länge und Breite vom Gerichtswasser der Sintflut ertränkt. Die Wege in die Höhe rühren seitdem über Gerechtigkeit und Gericht. Denn Gerechtigkeit und Gericht sind nach Ps.89,15 seines Stuhles Grundfestung oder Stützen. Denen entlang geht es also zum Stuhl Gottes, dem Himmel, hinauf zu der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Die stärkste Rakete wird das nicht fertig bringen.
Wer die totale Wesensverschiedenheit der Richtung nach oben von allen ändern Richtungen nicht begreift und beachtet, der geht immer nur in die Länge und Breite, wenn er in die Höhe zu gehen oder zu sehen öder zu hören meint. Denn der Herr wohnt in der Höhe und ihrem Heiligtum (|es . 33, 5; 57, 15). Das heißt also, dass man den Herrn als Bewohner der Höhe zuerst kennen und die Erlaubnis und die Ausrüstung von ihm haben muss, wenn man die Höhe begreifen will. Man sieht ja seine Herrlichkeit an der großen Höhe(Sir.43,1).
Raum und Zeit hängen als Funktionen zusammen. Elohim ist der (Schöpfer) Gott des Raumes, Jehova der (Erlöser) Gott der Zeit, der sich im Ablauf der (Zeit) Geschichte offenbarende. Zeit muss sich mit dem Raumerlebnis ändern und umgekehrt' Wer in die Höhe oder Tiefe fahren wollte, müsste notwendigerweise unsere irdische Raum-Zeit-Empfindung verlassen. Denn je mehr es in die Höhe hinaufgeht, d.h. dem Mittelpunkt zu, desto raumloser oder: desto raumkomprimierter werden die Existenzvoraussetzungen. Umgekehrt: Je weiter vom Mittelpunkt weg, desto größer ist die Rolle, die Raum und Zeit (Materie und Energie) spielen. Ein Punkt ist ungeheuer geballte Energie, ein Hohlraum ist schöpferisch angwandte, ausgedehnte Energie. (Es werde!) Die Formel lautet: Zeit gleich Länge und Breite (oder Fläche), Raum gleich Tiefe und Höhe. Der Mensch unsres Zeitalters mit seiner inbrünstigen technischen Selbsterlösungsreligion weiß oder ahnt wenigstens, dass die Überwindung von Raum und Zeit irgendetwas mit Höhe und damit mit Gottnähe und Göttlichkeit zu tun haben muss. Deswegen die trunkene Freude am Rasen der Autos, an den Geschwindigkeitsrekorden der Flugzeuge. Der moderne, d. h. unerlöste Mensch strebt darnach, möglichst viel Raum (Gott) in möglichst wenig Zeit (Christus) bewältigen zu können. (Offb. 12, 12: Der Teufel weiß, dass er wenig Zeit hat!) Wie, wenn der richtige Weg anders herum ginge: Möglichst viel Zeit Für möglichst wenig Raum? Was wir Geduld heißen! Da wo höchste Geschwindigkeit und größte Ruhe sich treffen, da ist Raumlosigkeit oder Mittelpunkt, und da wird „natürlich" auch keine Zeit mehr sein! (Offb.10,6.)
Das Gewaltige und Einmalige in der Menschwerdung Gottes ist die Tatsache, dass hier eine Bewegung im Weltall von oben nach unten (oder nach außen) und von unten nach oben (oder nach innen) bahnbrechend stattgefunden hat, eine Bewegung vom Zentrum radial nach außen und wieder zurück! Das ist nun der einzige Weg, der zu der Wahrheit des Lebens von oben und innen (was stets das gleiche ist!) Führt. Als der Herr Christus nach oben fuhr, da ist er durch die verschiedenen konzentrisch um den Mittelpunkt angeordneten Welten hindurchgegangen, überall hat er die Fürstentümer und Gewalten dieser Welt ausgezogen, sie öffentlich zur Schau gestellt (Kol.2,15). Das war in jeder der Hohlkugel-Welten, in denen er bei seiner Fahrt nach oben und innen auftauchte, ein ungeheures umwälzendes Ereignis. Bis der Herr dann im Mittelpunkt, in der geballten Raum und Zeitlosigkeit, eintraf und sich zur Rechten der Kraft Gottes setzte.
Die Bewegungen in Länge und Breite und in die Höhe und Tiefe sind also immer auf einen gemeinsamen Mittelpunkt hin bezogen. Aus diesen vier Bewegungsrichtlinien bildet sich um einen Mittelpunkt stets der Raum einer Kugel oder eines Eies. Höhe wäre dabei für uns stets gleichbedeutend mit dem Radius eines Kreises oder einer Kugel und daher gleichbedeutend mit Richtung nach innen! Und auch Tiefe wäre nur in Bezug auf einen Mittelpunkt möglich und wäre gleichbedeutend mit „außen" oder mit „nach außen". Es ist höchst bezeichnend, dass im wissenschaftlichen Weltbild die Menschen den Mittelpunkt unter sich, unter ihren Füßen haben, die Tiefe aber über sich. Das ist ihre verkehrte Welt.
Es gibt zwei Arten von Christus-Erkenntnis nach der Schrift: den Christus nach dem Fleisch und den nicht nach dem Fleisch (2. Kor. 5, 16). Der Christus nach dem Fleisch ist der in der Breite und Länge auf Erden wandelnde Jesus von Bethlehem bis Golgatha, d.h. bis zu seiner Erhöhung. Der Christus nicht nach dem Fleisch, das ist der, welcher hinabgestiegen und hinaufgestiegen ist. Wer also Höhe und Tiefe begreifen kann, der hat mehr als den Christus nach dem Fleisch, den Christus der Evangelien. Das Begreifen und Erfassen der Hohe und Tiefe geht ja soweit, dass wir mitgekreuzigt, mitbegraben, m i tauferweckt und mit in die himmlischen Örter versetzt sind (Eph. 2, 5+6). Es gibt solche Gläubige, die erfassen Christus nach dem Fleisch bis zum Kruzifix, das ist Breite und Länge, dann gibt es solche, die erfassen auch seine Auferstehung, d.h. seine Rückkehr auf diese Erde. Das ist die Tiefe, in der er zwischen Tod und Auferstehung gewesen ist (1.Petr.3,19). Schließlich gibt es solche, die erfassen auch den aufgefahrenen, verherrlichten Christus, wie er dem Apostel Paulus erschienen ist, das ist die Höhe, die vierte Dimension. Jeder, wie es ihm von oben gegeben und verordnet ist. Den „Heiligen und Treuen in Christo Jesu. die in Ephesus sind", wünscht der Apostel Paulus in Eph.3,18, dass sie erfüllt sein mögen zu der ganzen Fülle Gottes, d.h. dass sie völlig zu erfassen vermögen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe sei (der Liebe Gottes und damit des Weltalls!). Und das ist ein Wachstumsziel des Standes in Christo Jesu (Eph. 3, 20+21)!
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